Schloss Schwarzenberg, Murau

Jahr
2015
Ort
Schloss Schwarzenberg, Murau
Auftraggeber
Fürstlich Schwarzenberg’schen Kunststiftung
Auftrag
Gestaltung Ausstellungsraum Tapisserien und Kunstsammlung
Team
Christine Liebmann, Anne Trost
Im Rahmen der Schlossführungen können seit dem Sommer 2015 erstmals ein Teil der Gemälde der Sammlungen der Fürstlich Schwarzenberg’schen Kunststiftung Vaduz, sowie wertvolle nach Rubernsgemälden gefertigte Brüsseler Tapisserien der Serie „Decius Mus“ besichtigt werden. Um dies zu ermöglichen wurden zwei große Festsäle in Schloss Murau zu Ausstellungsräumen umgestaltet. Die Herausforderung bei diesem gestalterischen Auftrag war zahlreiche und sehr unterschiedliche Gemälde in einem Raum auszustellen, ohne jegliche bauliche Maßnahmen an dem denkmalgeschützten Raum auszuführen. Dies wurde durch freistehende, beidseitig bestückte Stellwände zur Raumgliederung gelöst. Die Farbe der Textilbespannung der Stellwände orientierte sich an den vorhandenen Wandfarben des Raumes und den zu zeigenden Gemälden. Schwieriger gestaltete sich die Präsentation der Tapisserien, waren diese doch maßgenau für die Ausgestaltung in einem Festsaal in einem andern Schloss gefertigt worden. Die Wände des Rittersaales in Schloss Murau waren nicht ausreichend hoch für eine senkrechte Präsentation und der Raum zu klein um alle Wandteppiche zu zeigen. Gelöst wurde dies durch das leichte Aufrollen der Tapisserien am oberen und unteren Ende und dem Verbauen sämtlicher Fenster. Letzteres stellt auch eine wirkungsvolle Maßnahme des vollständigen Lichtschutzes dar, wird doch der alte Kristallluster in der Raummitte nur eingeschaltet, wenn eine geführte Besuchergruppe den Raum betritt. Das leichte Rollen mit großem Durchmesser stellte sich schlussendlich als gute Lösung heraus, verbesserte sich dadurch doch die Lesbarkeit und wurde gleichzeitig das schwere Gewebe entlastet.

Zu den Exponaten
Die Fürstlich Schwarzenberg’sche Kunststiftung Vaduz wurde im Jahr 1994 errichtet. Zweck dieser Privatstiftung ist, die Fürstlich Schwarzenberg’sche Kunstsammlung als Familiensammlung und damit als wesentlichen Teil der Kultur des Hauses Schwarzenberg zu erhalten. Die Sammlung umfasst Gemälde, Teppiche und Tapisserien, welche laut Bestätigung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung wegen Ihrer Bedeutung für Kunst, Wissenschaft, Geschichte und Kultur von öffentlichem Interesse sind. Als Vorläufer der Fürstlich Schwarzenberg’schen Kunststiftung sowie der Fürstlich Schwarzenberg’schen Familienstiftung, welche bereits 1989 errichtet worden ist, könnte man das Fideikommiss betrachten. Ein Fideikommiss ist eine auf rechtsgeschäftlicher Stiftung beruhende Bindung des Familiengutes. Das durch Stiftungsakt geschaffene unveräußerliche und unteilbare, einer bestimmten Erbfolge unterliegende Vermögen durfte üblicherweise auch nicht belastet werden.

Die hier ausgestellten Tapisserien wurden Mitte des 17. Jahrhunderts in zwei Brüsseler Werkstätten hergestellt. Laut einer Eintragung im Inventarbuch befinden sich die Tapisserien seit dem Jahr 1656 im Besitz der Familie Schwarzenberg. Vermutlich wurden sie erworben durch Johann Adolph Graf zu Schwarzenberg, welcher zu dieser Zeit in Brüssel im Dienste des Erzherzogs Leopold Wilhelm stand. Bis 1938 befanden sich die Tapisserien im Schloss Frauenberg (Hluboká) in Südböhmen, welches jedoch erst 1661 von Johann Adolph Graf zu Schwarzenberg erworben wurde. Über die Zeit zwischen Anschaffung 1656 bis 1938 ist derzeit nichts bekannt. 1938 jedoch traf Dr. Adolph Fürst zu Schwarzenberg die weise Entscheidung, einige wertvolle Kunstgüter vorübergehend aus Mitteleuropa zu entfernen. Er ließ unter anderem die Tapisserien nach Südafrika bringen, wo sie die Kriegszeit unbeschadet und unerreichbar vor dem Zugriff der Gestapo, durch welche 1940 der gesamte Besitz der Fürsten zu Schwarzenberg in Deutschland, Österreich und Böhmen beschlagnahmt wurde, überstehen konnten.

1950: Rückholung der Tapisserien aus Südafrika und von 1950 bis 1986 Ausstellung der Tapisserien im Schloss Ambras. Nach Maßnahmen der Konservierung durch Textilrestauratorin Christine Liebmann sind sie nun im Schloss Murau ausgestellt.

Als Vorlagen von Tapisserien dienten nicht selten Ölgemälde, in diesem Fall stammen die Vorlagen – die sogenannten Kartons – von dem berühmten Barockmaler Peter Paul Rubens, und wurden in den Jahren 1616/17 gefertigt. Die Serie „Decius Mus“ stellt Episoden aus dem Latinischen Krieg im Jahr 340 v. Chr. dar, wie sie der römische Geschichtsschreiber Livius (59 v. Chr.–17 n. Chr.) im Achten Buch seiner Römischen Geschichte beschreibt. Es war im 17. Jh. ein sehr beliebter Zyklus und nach diesen Vorlagen sind mehrere Serien von Tapisserien in verschiedenen Wirkereien angefertigt worden.

Dipl. Restauratorin



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